Romands Unwort Des Jahres: Tellerrandblick

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Post on Dec 06, 2024

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Romands Unwort des Jahres: Tellerrandblick – Ein genauerer Blick

Das Schweizer Wort des Jahres wird jedes Jahr mit Spannung erwartet. 2023 fiel die Wahl der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in der Romandie auf "Tellerrandblick". Aber was genau bedeutet dieser Begriff, und warum wurde er zum "Unwort des Jahres" gewählt? Dieser Artikel beleuchtet die Bedeutung, die Kritikpunkte und die gesellschaftliche Relevanz dieses Ausdrucks.

Was bedeutet "Tellerrandblick"?

Der Begriff "Tellerrandblick" beschreibt eine eingeschränkte, oberflächliche Perspektive. Er impliziert, dass die Sichtweise einer Person auf eine Situation oder ein Thema stark von ihren eigenen, begrenzten Erfahrungen und Vorurteilen geprägt ist. Man sieht nur das, was direkt vor einem liegt – den eigenen "Tellerrand" – und übersieht den größeren Kontext und die komplexeren Zusammenhänge. Es ist ein Ausdruck, der Engstirnigkeit, mangelnde Empathie und Unfähigkeit zum Perspektivwechsel signalisiert.

Warum wurde "Tellerrandblick" zum "Unwort des Jahres" gewählt?

Die Jury der GfdS begründete ihre Entscheidung, "Tellerrandblick" zum "Unwort des Jahres" zu küren, mit mehreren Gründen:

1. Verharmlosung komplexer Probleme:

Der Begriff wird oft verwendet, um komplexe gesellschaftliche Probleme zu vereinfachen und zu trivialisieren. Anstatt sich mit den Ursachen und den verschiedenen Facetten eines Problems auseinanderzusetzen, wird es mit einem abwertenden Begriff abgetan. Das lenkt von einer ernsthaften Auseinandersetzung ab und verhindert konstruktive Lösungen.

2. Abwertung anderer Perspektiven:

"Tellerrandblick" impliziert, dass die eigene Perspektive die einzig richtige oder zumindest die überlegenere ist. Andere Meinungen und Sichtweisen werden entwertet und diskreditiert, ohne dass eine sachliche Auseinandersetzung stattfindet. Das fördert Polarisierung und verhindert einen Dialog.

3. Politische Instrumentalisierung:

Der Begriff kann politisch instrumentalisiert werden, um politische Gegner zu diskreditieren und deren Argumente zu entkräften. Anstatt auf die Argumente einzugehen, wird die Person mit einem abwertenden Begriff belegt, was die Diskussion untergräbt.

4. Beschränkung auf die eigene "Blase":

"Tellerrandblick" beschreibt die Gefahr, sich in einer eigenen, bestätigenden Informationsblase zu befinden. Man konsumiert nur Informationen, die die eigene Sichtweise bestätigen, und schottet sich gegen abweichende Meinungen ab. Dies führt zu einer Verzerrung der Wahrnehmung und einem mangelnden Verständnis für andere Perspektiven.

Alternativen zu "Tellerrandblick"

Anstatt "Tellerrandblick" zu verwenden, sollte man versuchen, die jeweilige Situation genauer zu beschreiben und die eigenen Vorurteile zu reflektieren. Statt abwertend über andere zu urteilen, sollte man versuchen, deren Perspektiven zu verstehen und einen Dialog zu führen. Konstruktive Kritik und eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem Thema sind wichtiger als ein pauschaler Vorwurf eines "Tellerrandblicks".

Fazit: Ein Aufruf zur Perspektivübernahme

Die Wahl von "Tellerrandblick" zum "Unwort des Jahres" ist ein Aufruf zur Selbstreflexion und zur Perspektivübernahme. Es ist wichtig, sich der eigenen Grenzen bewusst zu sein und offen für andere Meinungen zu sein. Nur so kann eine konstruktive und zukunftsorientierte Gesellschaft entstehen. Der Begriff dient als Warnsignal vor einer zu oberflächlichen und voreingenommenen Betrachtungsweise, die den gesellschaftlichen Diskurs behindert. Es ist an der Zeit, über den Tellerrand zu schauen, im wahrsten Sinne des Wortes.